Gott begegnen – weltbewegend.

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So haben wir es in unserem Slogan formuliert. Gott begegnen – das klingt wie ein Programm, ein versprochenes Erlebnis, wenn man Wiedenest betritt. Können wir so etwas wirklich behaupten? Worum geht es eigentlich, wenn wir davon sprechen, dass Menschen Gott begegnen? Gott begegnen, das ist anders, als wir es uns oft vorstellen, davon ist Uli Neuenhausen überzeugt.

Tatsächlich hat Gott zu begegnen erst einmal nichts mit Gefühlen oder Eindrücken zu tun, mit starkem inneren Aufgewühlt sein oder High sein, mit toller Gemeinschaft oder Wohlfühl-Ambiente. Gott begegnen, das machen wir als Menschen nicht – jeder Versuch, es vorzutäuschen oder als Scheinerlebnis zu erzeugen, ist letztlich das, was alle Religionen versuchen. Frage einen Mekka-Pilger nach seinen spirituellen Erfahrungen bei der Pilgerreise, und er wird dir möglicherweise davon vorschwärmen, welche starken Erlebnisse er hatte, wie sie ihn bewegt und verändert und Allah ganz nahegebracht haben. Ähnliche Erfahrungen berichten Buddhisten, Hinduisten und viele Gläubige anderer Religionen.

Forum Wiedenest steht nicht für religiöse Erlebnisse oder spirituellen Rausch. Gott zu begegnen hängt weder an Technik noch Lichtanlage noch Prominenz von Rednern. Woran denn dann?

Gottesbegegnungen im AT

Im ersten Buch Mose sind Gottesbegegnungen immer aktiv von Gott aus ermöglicht, nicht vom Menschen aus. Abraham erlebte nicht, dass Gott täglich zu ihm sprach. Teilweise lagen Jahrzehnte zwischen dem Reden Gottes zu ihm. Isaak erlebte fast gar nichts, außer dass sein Knecht von Gott geführt wurde, ihm die richtige Frau auszusuchen, die ihn dann später mit seinem Sohn Jakob übers Ohr haute.

Jakob träumte von Gott (Beth-El), glaubte aber nicht, sondern stellte Bedingungen, damit er irgendwann glauben könne (Gen 28,20-22). Gott begegnete ihm am Pnuel und kämpfte mit ihm (Gen 32,23ff). Jakob ließ sich nicht besiegen und wurde gefoult: Seitdem war er an der Hüfte behindert. Er erlebte die Versöhnung mit Esau. Da erst begriff er, dass Gott seine Bedingungen erfüllt hatte und entschied, ab jetzt diesem Gott zu folgen (Gen 33,20).

Gottesbegegnungen wurden von Gott bestimmt, nicht von Menschen. Sie verlaufen sehr unterschiedlich, sind kaum vergleichbar und haben einmal sogar eine Körperbehinderung bei Jakob zur Folge statt Ekstase und Heilung. Gottesbegegnung kann also auch bedeuten, Begrenzungen zu erleben.

Wenn du dich wohlfühlst, ist das kein Beweis, dass Gott mit dir ist, und wenn du dich verlassen fühlst, ist es kein Beleg dafür, dass Gott weg ist.

Gott begegnen ist nicht immer Rausch, kann es aber sein. Gott begegnen ist nicht immer Hochgefühl, kann es aber sein. Gott begegnen ist nicht immer Trost, kann es aber sein. Gott begegnen ist nicht immer Heilung, kann es aber sein.

Woran erkennen wir, dass wir Gott begegnen? Daran, dass Glaube im Spiel ist. Wir begegnen Gott, wo wir Glauben investieren, wo Glaube entsteht und wächst.

Gott begegnen ist Jesus sehen
 

„Die Vögel haben Nester und die Füchse haben Gruben, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlegt.“ (Mt 8,18-20)

Jesus scheint hier einem potentiellen Nachfolger schwer vor den Kopf zu schlagen. Es wird unbequem werden, wenn er mit Jesus geht, und es gibt keine Garantie auf die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse, das erwidert Jesus auf das Nachfolgeangebot des Schriftgelehrten. Kannst du ohne Kopfkissen schlafen? Der Menschensohn hat keinen sicheren Platz, kein Bett, kein Kopfkissen. 

Warum diese harte Antwort? Jesusnachfolge klingt hier wie ein Military-Camp oder Outdoor-Training.

Der erste Grund für die Antwort von Jesus ist ganz einfach: So ist es eben. Jesus zieht mit seinen Jüngern durch die Lande, hofft auf Gastfreundschaft, kann diese aber nicht garantieren. Es kann auch mal schief gehen. Es gibt keinen festen Wohnort, keine zentrale Höhle, kein Wiede-Nest. Es kann gut gehen, es kann aber auch echt unbequem werden. Es ist nur fair, dies vorher zu sagen, damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt.

Der zweite Grund ist Jesus selbst: Was für einen Beweggrund könnte jemand haben, sein kuscheliges Bett aufzugeben und auf unbestimmte Zeit mit einem Wanderprediger durch die Gegend zu streifen, in der vagen Hoffnung, dass die Zuhörer das mit einer warmen Mahlzeit und einem akzeptablen Schlafplatz vergüten? Warum sollte sich das jemand antun? Weil er eine interessante Botschaft hört? Weil er neue Auslegungsansätze zum Alten Testament hört? Weil er vielleicht mal ein Wunder erlebt?

Es gibt nur einen Grund, der jede Mühe und jedes Risiko wert ist: In Jesus wird Gott selbst sichtbar. Der Schöpfer des Universums, der Ursprung des Lebens, der Erfinder des Lichts, die Quelle von Liebe, der deine Vergangenheit besser kennt, als du dich erinnern kannst, und deine Zukunft genauer als jeder Zukunftsforscher: Er steht in Jesus vor dir und schaut dich an.

Wenn du je neugierig warst, das Leben zu verstehen, eine Ahnung vom Sinn deines Lebens zu bekommen, die Zusammenhänge des Universums zu begreifen, die Ursprünge und das Ziel dieser Welt zu ergründen, Gott selbst zu ahnen und zu begreifen – dann ist deine Chance genau jetzt: Jesus schaut dich an und Gott begegnet dir in ihm.

In Johannes 14, 8-10 erklärt Jesus, dass Begegnung mit Gott passiert, wo seine Nachfolger ihn anschauen: 

„Herr“, sagte Philippus, „zeig uns den Vater; das genügt uns.“ – „So lange bin ich schon bei euch, und du kennst mich immer noch nicht, Philippus?“ entgegnete Jesus. »Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: ‚Zeig uns den Vater‘? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist?“

Gott zu begegnen ist Jesus zu sehen. Als Jesus unter den Menschen war, war das ein sehr eindeutiges Ereignis. Dass viele Menschen trotzdem nicht mit Jesus gingen, hatte ganz einfach mit Glauben zu tun. Selbst Auge in Auge mit Jesus machte der Glaube den Unterschied. Wer glaubte, fragte nicht mehr nach Kopfkissen, Verpflichtungen und was die Familie wohl sagen würde. Jesus war die eine Chance seines Lebens, Gott zu begegnen. Wer nicht glaubte, wollte nur für ein paar neue interessante Ideen und Auslegungen nicht den Komfort einer festen Wohnung hergeben.

Gott begegnen beginnt mit Glauben

Wir sehen Jesus nicht Auge in Auge. Wir lesen von ihm, wir beten durch ihn, wir singen Lieder über ihn, wir halten uns zur Gemeinde, wir versuchen, seinen Willen zu verstehen und zu tun. Wo aber ist die Begegnung mit ihm? 

Es gibt dafür kein Schema, keine Methode. Die Gottesbegegnung kann Gefühle auslösen aber nicht jedes Hochgefühl oder jede Ergriffenheit ist Begegnung. Die Begegnung kann ein Ereignis von Führung und Segen, von Heilung und Hilfe sein  aber nicht jede Hilfe und Heilung ist Begegnung.

Gott begegnen wir da, wo unser Glaube einsetzt. Wo wir entgegen unseren Gefühlen, Ängsten, Bedrohungen auf Gott vertrauen, an ihm dranbleiben, uns mit aller Kraft auf ihn stützen. Wo wir beten, obwohl wir zweifeln, wo wir mutig sind, obwohl wir Angst haben, wo wir verzichten, obwohl wir Lust haben, wo wir hoffen, obwohl wir verzweifeln, wo wir handeln, obwohl wir uns unfähig fühlen.

Gott begegnen beginnt mit Glauben. Nichts anderes hat die Welt bewegt und erschüttert, bis heute: 

„Und ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen.“ Hebräer 11,6


Gott begegnen – das bedeutet für Forum Wiedenest, dass wir Glauben auf allen Ebenen und in allen Bereichen fördern.

  1. Wir zeigen, dass Gottes Wort vertrauenswürdig ist. Es ist keine Dummheit, darauf zu bauen, und es hat tatsächlich die Welt bewegt und verändert. Es ist Kraft, Geist, Leben, Orientierung, Ermutigung und so viel mehr  wenn du glaubst. Glauben ist möglich, mit deinen Fragen und Zweifeln, mit deinem Intellekt, mit deinen schwierigen Erfahrungen und großen Enttäuschungen  das wollen wir in Wiedenest vermitteln.

  2. Wir ermutigen, Raum für Begegnung mit Gott zu schaffen: Ruhe in dein Leben zu lassen, Stille zu suchen, Sabbath zu halten, zu singen, zu beten, mit Gott spazieren zu gehen, eine schädliche Leidenschaft aufzugeben, Mediensucht zu bekämpfen, Sorgen abzugeben, Ängsten den richtigen Platz zuzuweisen. Wir können Raum schaffen, in dem Gottesbegegnung möglich wird. Die Begegnung selbst, das Entstehen von Glauben oder Vertrauen, macht Gott.

  3. Wir helfen, Hindernisse aus dem Weg zu schaffen, die dein Herz entmutigen und dein Vertrauen schwächen. Hindernisse, die dich von Gott und Menschen trennen, dein Gewissen belasten, deine Ängste anfachen, deine Gefühle irreführen, dein Denken verwirren, die Umkehr, Buße, Bekenntnis und Neuanfang brauchen.

  4. Wir machen Mut, das zu tun, was du schon erkannt hast. Einfach mutig losgehen, auch wenn Gott dir scheinbar schon länger nicht mehr begegnet ist. Das Richtige tun, für das du keine Extra-Anweisung brauchst, weil du es auch so erfahren und lernen kannst. Das Wesentliche, was unsere Urväter des Glaubens getan haben, war zu glauben, dass Gott es gut meint und seine Versprechen erfüllen wird. Ansonsten waren sie unterwegs, haben Weide für die Schafe gesucht, Kinder aufgezogen, Zelte aufgestellt und abgebaut, sich um Brunnen gestritten, Gäste empfangen, Feinde abgewehrt etc. Sie taten einfach das, was logischerweise dran war. Gott hat ihnen nicht jeden Tag und noch nicht einmal jedes Jahr einen Plan gegeben. Nur eine Verheißung, die sich Jahrhunderte später erfüllte. Tu, was du kannst, und tu es für Gott. Wenn Gott eine Korrektur vornehmen will, dann kann er das und wird es auch tun.

  5. Wir erinnern an alles, was Gott schon getan hat und wie er dir begegnet ist. Du glaubst? Das ist weder Zufall noch menschliche Eigenschaft, sondern Gottes Gnade! Du sagst, es hat nichts mit Gottesbegegnung zu tun, sondern mehr mit deiner Mutter oder deinem Vater, mit Gute-Nacht-Gebeten und Kinderliedern, mit Bibelgeschichten und Vorbildern? Dann ist dir Gott auf so viele gnädige Weisen begegnet, durch deinen Vater, deine Mutter, einen Freund, ein Buch, ein Lied und so viel mehr! Vergiss es nicht! Sage Danke für die Art, wie Gott in dein Leben gekommen ist. SOLAs, Freizeiten, Lieder, Jungschar, Sonntagsschule, Hausandacht, Gebete vor dem Essen  Gott hat mächtig in dein Leben investiert. Wertschätze es, wie er dir schon begegnet ist. 

Du bist nicht sicher, ob er dir begegnet ist? Du zweifelst an den Erfahrungen, die du gemacht hast, an den Worten, die dich berührt haben, an dem Anfang, den du mit Gott hattest? Gottesbegegnung kann sich in Gefühlen und Erfahrungen bemerkbar machen, muss es aber nicht. Gott ist wirksam und bei dir, ohne dass du gerade ein besonderes Erlebnis hast oder dich gut fühlst. Er hat mit dir begonnen, und du weißt das, weil du angefangen hast, ihm zu vertrauen. Jetzt folgst du ihm, ob du gerade gut drauf bist oder nicht, ob du gerade im Lobpreis schwelgst oder gegen grüblerische Gedanken kämpfst, ob sich gerade deine Träume erfüllen oder deine Pläne zerschlagen. Vertraue ihm und dann tu, was du für richtig hältst. Gott ist mit dir! 

 

Uli Neuenhausen

Wenn Uli nicht gerade Forum Wiedenest leitet, spielt er Bass, 
schreibt Bücher, unterhält sich mit seinen Kindern oder lacht über Loriot.

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